Servus und Kia ora liebes Meschner Wajeltschen,

Anna (11) und Hendrik (9) hier von der anderen Seite der Welt in Wellington. Danke für deinen Brief. Was für eine Überraschung – es war für uns auch so toll mit dir beim Aufmarsch in Hermannstadt zu laufen, besonders nach den sehr vielen Reisestunden aus Neuseeland. Spannend, dass du mit dem Wohnwagen nach Hermannstadt gekommen bist und bei der Kleinen Erde gewohnt hast. Wir sind erstmal mit dem Flugzeug aus Wellington auf „schnellstem“ Weg nach Hermannstadt: Über Sydney, Singapur, Dubai nach Budapest und nach kurzem Zwischenstopp nach Hermannstadt– stell dir vor, dass waren 24 Stunden allein im Flugzeug SITZEN und insgesamt 40 Reisestunden; wir haben noch nie so viel glotzen dürfen; das war geil! Und dann haben wir im Nachtzug geschlafen von Budapest bis nach Hermannstadt – das war super aufregend mit zwei mal Grenzkontrolle. Währenddessen sind Oma Annemarie und Opa Hans in nur 90 Minuten mit dem Flugzeug aus Deutschland nach Hermannstadt – viel schneller, ohne Grenzkontrolle, aber die hatten keine Glotze!

Tja du fragst dich: Wieso so weit und so lange reisen, Neuseeland ist doch auch schön?! Tja weisst du, unsere Mama kommt aus Meschen und hat uns viel von unserem anderen „Zuhause“ in Siebenbürgen erzählt, von dem grossen Treffen mit „Soxen“ aus aller Welt, den vielen Konzerten, den Bergen mit Bären, den Seen, in denen das Wasser so salzig ist, dass man nicht sinkt, dem tollen Essen auf der Stȋna beim Schäfer, die Burgruinen aus dem Mittelalter und super viele Kirchtürme mit Glocken zu denen man hochklettern kann – und dass Oma und Opa Schoger dort sein werden und viele Leute, die auch „soksesch“ sprechen, so wie wir zwei ein bisschen. Also, wollten wir da hin und dieses  „Zuhause“ erleben, haben Flüge gebucht und dann gepackt: Shorts, T-Shirts, Sandalen (hier war zwar Winter dort aber Sommer), unsere Trachten und Sand vom Strand aus Neuseeland; weil wir ein bisschen Erde von unserem Zuhause hier an die Orte bringen wollten, zu denen wir dort gehören. 

Und jetzt erzählen wir dir über unsere Highlights in Hermannstadt. Wir sind gleich am ersten Tag bis in die oberste Spitze des Kirchturms geklettert; von dort konnte man weit ueber die ganze Stadt sehen – so viele rotbraune Dächer mit kleinen Augen, enge Gassen, Treppen rauf und runter – und wir konnten es nicht glauben, die Lügenbrücke! Opa meinte, sie bricht zusammen wenn man drüber läuft und sie eine Lüge hört; ganz ehrlich, wir haben’s ausprobiert – nix passiert, Brücke steht noch, mmh …. da hat wohl jemand gelogen! Am nächsten Tag, volles Programm: Erstmal Tänze angeschaut und dann zu der Kinderuni Bekokten in der Innenstadt. Dort konnten wir elektrische Sensoren mit glühenden Lämpchen samt heissen Lötkolben verschweissen. Oma und Opa machten ihre eigene Tour, weil sie in der Altstadt ständig bei Leuten stehen blieben, die sie kannten („Joi, no sӓch, ihr segt uch hӓ!“) – was uns beiden etwas langweilig war.
Dann lernten Anna und Mama tanzen im Brukenthalgymnasium, Hendrik trommelte an den Bongos mit Papa im Jugendpavillion bei einem Spontankonzert mit der Combo Band, und wir waren im Kindertheater Gong in einem deutschen Theaterspiel über den Regenbogenfisch mit zwei coolen Taucherinnen und einem riesengrossen Pop-up Buch als Bühnenbild.

Zwischendurch tankten wir dank Oma und Opa jede Menge leckeres Eis, gefüllte flache Doughnuts „Gogosch“, Limonade und auch die kleinen Mici. Alles was wir uns angefutterten hatten, haben wir entweder beim Peter Maffay Konzert abgefeiert oder liefen es beim Aufmarsch ab – so viele Menschen in Tracht aus aller Welt! Stell dir mal vor: Wir haben jetzt sogar Soxen-Freunde in Kanada; Big Hello to you Rebecca from the Saxonia Hall! Und noch ein absolutes Highlight: Wir haben zwei Vormittage bei den Sportaktivitäten mit Adrian Comşa (Sportlehrer) in der Halle der Brukenthalschule mitgemacht und zwar mit Kindern aus Hermannstadt und aus Deutschland. Andrian ist ein UEFA Profi und hatte jede Menge Fussballtricks drauf und er sprach super deutsch – Danke Adi für die tolle Zeit mit dir!

Nach den vollen drei Tagen Action, sind wir dann am Montag gleich in die Salzseen Salzburg (Ocna Sibiului) zum Entspannen – und tatsächlich, das Wasser ist so salzig, dass man nicht sinkt selbst ohne zu schwimmen. Danach ging es noch zehn Tage voller Action weiter: Zum Treffen in Kleinschelken, wo wir mit Opa seine Lieblingsglocke auf den Kirchtrum besuchten; nach Meschen mit Oma, wo abends die Störche zu ihren Nestern nach Hause fliegen und ordentlich klappern; zum Schäfer in Stolzenburg, wo wir auf dem Feld kochten, Esel ritten und selbst Süsskäse machten, und wir haben es in die Berge geschafft über eine sehr lange Serpentinenstrasse – dort haben wir sogar eine Bärin mit drei Kleinbären gesichtet, aus der Entfernung natürlich und ohne sie zu füttern. Was für ein Abenteuer! Zum Schluss sind wir wie im Traum mit dem Nachtzug von Mediasch direkt bis nach Wien gefahren! 

Eins steht fest: Wir gehen, fliegen, fahren, schippern und zügeln irgendwann mal wieder nach Siebenbürgen; dort sind jetzt auch unsere Spuren und ein Stückchen Erde von uns hier aus Neuseeland. Vielleicht treffen wir uns auch mal wieder Wajeltschen, entweder in Meschen, in Dinkelsbühl oder sogar in Kanada – wir sind doch jetzt quasi Meschner Familie und ein gutes Aufmarschteam! Oder wir treffen uns in Australasien; das sind viel weniger Flug- und Sitzstunden für uns! Was meinst du dazu Wajeltschen, meng Frengd?  Bis hoffentlich bald, servus, kia ora and hope to see you soon, Anna und Hendrik 

Verfasst mit Unterstuetzung von ihrer Mama Kerstin Kramar