Die Teilnahme unserer Gruppe beim diesjährigen Trachtenumzug in Dinkelsbühl kennzeichnete Ines Wenzel überraschend mit dem kleinen Jubiläum der 15ten, ununterbrochenen Teilnahme seit 2009. Ich möchte diesen Zeitpunkt zum Anlass eines kurzen Rückblicks nehmen und Momente ansprechen, die unsere langjährige Teilnahme unterstützten und förderten.
Die Frage, ob wir nicht auch mal am Umzug in Dinkelsbühl teilnehmen könnten, kam sehr spontan, bei einer Vorstandssitzung beim Weinbau Umbrich, zur Sprache und ohne Umschweife, entschied unser damaliger Vorstand „Das machen wir“. An die Gründe, wieso ich die Organisation übernahm, kann ich mich nicht mehr erinnern.
Michael Roth senior brachte unsere Kirchenburg, im eigenen Stil, auf ein Holzschild, ich platzierte einen Aufruf in der Siebenbürgischen Zeitung und schon waren wir ein kleines Puzzle des Trachtenumzugs. Pfingsten 2009 traf sich dann, eine Gruppe, die einfach neugierig war und keinen Anlauf brauchte, um sich als Bestandteil unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft wohlzufühlen. Das Bild von damals zeigt, dass viele noch immer dabei sind, aber, wie das Leben so spielt, einige auch nicht mehr unter uns weilen. Die Frage „machen wir weiter?“ habe ich nie vernommen, es war praktisch von Anfang an selbstverständlich, dass 2009 keine Eintagsfliege war, sondern eher der Start einer Tradition sein könnte.
Nach wenigen Teilnahmen stellte sich die Frage: sollen wir uns nicht auch eine hochwertige Fahne zulegen? Auch diese Entscheidung fiel, im Rahmen einer Mitgliederversammlung, sehr spontan und ohne große Diskussionen. Heinrich Bretz (Ziegler) hielt uns, einen improvisierten und doch tiefgründigen Vortrag zu dem Sinn und Wert so einer Fahne. Die konkrete Beschaffung kannte schon den Weg zu den Roths. Michel jun. legte Können und Herzblut in dieses Projekt, entsprechend das Ergebnis. Es ist uns eine Ehre diese Fahne bei entsprechenden Gelegenheiten zu zeigen, bei Trachtenumzügen ergänzt durch das Holzschild mit der Kirchenburg.
Zu unserer Meschner Teilnahme am Trachtenumzug gehören nicht nur die Trachtenträger, sondern auch diejenigen, die sich am Rande über uns freuen, uns zuwinken und sich nach Beendigung des Umzugs treffen möchten. Unsere Gemeinschaft lebt von dem freiwilligen Mitmachen einzelner Personen, so dass Hans Klein jun. die Organisation eines Trefflokals an zentraler Stelle in Dinkelsbühl, mit seiner kommunikativen Art sicherte. Nur durch diesen Treffpunkt konnte Dinkelsbühl zu einem Traditionstermin werden.
Jede Teilnahme ist mit einer anderen Wetterlage verbunden, so dass wir in einem Jahr gerne ein kühles Getränk hätten, um ein Jahr später im Regen zu stehen und Schutz zu suchen. Dass die Gruppen, die mit einem Wägelchen durch Dinkelsbühl zogen, nur Kleinkinder damit transportierten, leuchtete uns nie ein, vor allem Heinrich Gross (Spitzi) nicht. Seine Antwort darauf, war ein Gefährt in handwerklicher Präzision gepaart mit viel Herzblut zu erschaffen: unser Meschner Wajeltschen. Seit diesem Geburtstermin trotzen wir problemlos Durst und Hitze.
Damit sind wir auch für Einsätze im Ausland gerüstet und unser Begleitfahrzeug, konnte, durch den nicht hoch genug einzuschätzenden Transportaufwand von Spitzi, eine Auslandsreise nach Siebenbürgen zum Großen Treffen, in Hermannstadt 2024, antreten.
Auf die Frage nach der diesjährigen Pfingsbeschäftigung antwortete mir Fussen Hanni, Spitzis Ehefrau: „wir begleiten das Wajeltschen nach Dinkelsbühl“. In diesem Satz erkenne ich unsere Meschner Seele, die uns begleitet und entscheidend zum Erhalt unserer Pfingsttradition, aber auch, unserer Gemeinschaft beiträgt.
An alle, namentlich genannten, richte ich, im Namen aller Meschner die jährlich nach Dinkelsbühl reisen oder gedanklich dabei sind, ein Riesendankeschön, um aber im gleichen Atemzug eine Gruppe noch mehr, noch herzlicher, noch emotionaler anzusprechen, und zwar unsere in Deutschland geborenen Jugendlichen. Es war ein bewegender Moment für mich, als mich letzte Woche, unser langjähriger Fahnenträger fast demütig und mit schlechtem Gewissen anschreibt und sich entschuldigt, weil er für den Verband die Kameraführung machen muss. Allen Jugendlichen, ob Dreikäsehoch und Weißgestrümpft bei den ersten Teilnahmen, (die jetzt die größte Reihe bilden) oder egal wann Hinzukommenden öffnen wir unsere Meschner Türen und Herzen.
Nachdem mich Nichtmeschner auf der Straße auf die Artikel des Meschner Wajeltschen in der Siebenbürgischen Zeitung ansprachen, möchte ich den Aspekt des „schreibenden Wajeltschen“, aus meiner Feder, nicht unerwähnt lassen. Nach den ersten Berichten über siebenbürgisch-sächsisches Leben im „Meschen des letzten Jahrhunderts“ knüpfte es letztes Jahr in Hermannstadt eine spontane und beneidenswerte Freundschaft mit, aus Neuseeland angereisten junger Menschen, die auch Wurzeln in Meschen haben. Noch nicht digital unterwegs blieb die Siebenbürgische Zeitung als einzige Möglichkeit eine Brieffreundschaft zu starten. Für mich persönlich, wird die Pflege der schreibenden Fähigkeiten des gedanklich im Siebenbürgen des 20 Jahrhunderts verhafteten Holzgefährts langsam zum kleinen Hobby, dem ich in den nächsten Tagen nachkommen werde.