Nach der letzten Radtour im Juli 2023, von Nürnberg nach Hermannstadt in vier Tagen (Siebenbürgische Zeitung, Folge 13 vom 7. August 2023, S. 23), war klar, dass dies nicht die letzte außergewöhnliche Radreise der Bizikel-Soxen bleiben sollte. Die Tour hat Uwe Theil (54 Jahre, aus Meschen stammend) selbst organisiert, ohne lokale Guides, die fünf Siebenbürger Sachsen waren autark und ohne Begleitfahrzeuge unterwegs.

Dieses Mal ging es auf das Dach der Welt, den sogenannten Pamir-Highway, von Duschanbe in Tadschikistan in das 1300 km entfernte Osh in Kirgisistan. Von einem Highway zu sprechen ist vermessen, denn beim Großteil der Strecke handelt es sich um eine Schlaglochpiste aus den dreißiger Jahren der Sowjetzeit mit sehr vielen grobschottrigen Geröll- bzw. Sandabschnitten.

Am 12. Juli ging es mit Gravelbikes und Gepäck am Rad in Duschanbe bei knapp 40 Grad los, die ersten Berge und Tunnel ließen nicht lange auf sich warten. Nach ca. 200 km erreichten wir das wilde Flusstal Panj. Ab hier ging es fast 300 km direkt auf der tadschikisch-/ afghanischen Grenze entlang. Eine sehr bergige Gegend und viele sehr freundliche Tadschiken säumten den Weg, keine einzige Brücke verbindet die Länder. Auch an mehreren Wachposten der tadschikischen Armee fuhren wir vorbei, Checkpoints der autonomen Provinz Berg Badachschan konnten nur mit einem Permit durchfahren werden. Nach ca. 560 km erreichten wir die Hauptstadt dieser Provinz, Khorugh, eine umtriebige Kleinstadt. Ab hier ging es ins Hochgebirge und die ersten 4 000-er-Pässe wurden überwunden.

Die Luft wurde sehr dünn und kaum noch Siedlungen oder Wasserstellen konnten zur Versorgung genutzt werden. Über den Ak Baital-Pass auf 4655 Meter, dem höchsten Pass der Tour, ging es nach Karakul, ein Nomadendorf, angrenzend an den Karakul-See auf knapp 4 000 m. Unglaubliche Landschaften folgten, durch eine Hochgebirgswüste mit Sandsturm direkt an dem chinesischen Grenzzaun entlang und den Kyzyl-Art Pass (4 250 m) ging es zum kirgisischen Grenzposten. An roten Bergen und grünen Flüsse flogen wir vorbei, seit Tagen wehte ein sehr stürmischer Gegenwind. Es folgte eine Nacht bei einer kirgisischen Nomadenfamilie in der Jurte, die englischsprachige Tochter führte uns in die Kultur der Kirgisen ein. Das leckere Abendessen (Schaffett in Teigmasse) wurde auf einem mit Dung betriebenen Herd gekocht. Da wir einen Zeitpuffer hatten, nutzten wir einen Tag für einen Ausflug ohne Rad ins Basiscamp des Pik Lenin (7 134 m), eines Giganten des Pamir- /Transalaigebirges. Die Gebirgskette mit mehreren 7 000-er Gipfeln überragt diese unglaubliche Landschaft. Über Sary-Tash und einen letzten Gebirgspass auf 4 300 m ging es nun das Guncha-Tal hinunter, die ersten Bäume und Gräser erfreuten uns nach mehreren Tagen auf den kargen und kalten Hochebenen.

Nach 13 Tagen, 1 300 km und 13 400 Höhenmeter erreichten wir Osh, die älteste kirgisische Stadt. Nach einem Besuch des traditionellen Basars, wo es Nüsse, duftende Früchte gab und nach einer Entspannung im Hamam genossen wir auch wieder ein vernünftiges Bett im Hotel. Eine unvergessliche Reise durch wilde, unwirkliche und atemberaubende Landschaften ging zu Ende. Insbesondere die Begegnungen mit den unglaublich gastfreundlichen Menschen in dieser Gegend bleiben für immer unvergessen.

Uwe Theil