Reparatur der Orgel

Reparatur der Orgel – Wunsch und Verpflichtung

Im Jahr 1870 war Meschen eine stattliche Gemeinde, mit etwa 1100 evangelischen Einwohnern, verteilt auf 340 Höfe. Eine tragende Säule in der Gemeinschaft und eine ordnende Hand im Alltag war die evangelische Kirche. Der Pfarrer sorgte für das Seelenheil, aber auch, gemeinsam mit den gewählten Presbytern, Kirchenväter, dem Kurator und den Nachbarvätern, für die Verwaltung der Gemeinschaftsaufgaben. Die Kirche und der Glaube gaben Kraft und Orientierung im harten Alltag. An Feiertagen besuchten über 900 Seelen den Gottesdienst, aber auch sonst war der Kirchgang fester Bestandteil des Lebens. So ist auch zu erklären, dass für die Kirche, ohne Aufbegehren, viele Opfer gebracht wurden.

In der Amtszeit des Pfarrers Friedrich Josephi und des Kurators und Organisten Johann Albrecht fiel die Entscheidung eine neue Orgel für die Meschner Kirche anzuschaffen.
Hierfür wurde eine besondere Orgel ausgesucht, welche als Beispiel hoher Orgelbaukunst auf der Weltausstellung in Wien 1873 gezeigt wurde. Ob ihr Erbauer Carl Hesse aus Wien einen „Ausstellungs-Rabatt“ gewährte ist nicht überliefert, wohl aber die Tatsache, dass die Größe der Orgel genau den Vorstellungen der Meschner Käufer entsprach.
Man hat sich auf einen Kaufpreis von 9800 Gulden geeinigt. Eine sehr hohe Summe in einer Zeit, als zum Beispiel der Meschner Schulrektor pro Jahr ertwa 200 Gulden verdiente. Auf heutige Kaufkraft umgerechnet, entspricht der Kaufpreis mindestens 500.000 Euro. Auch für eine Gemeinde wie Meschen eine hohe Summe, welche ohne Zuschüsse aus Landeskirchlichen Kassen aufgebracht wurde.

Die Hesse-Orgel begleitete treu den Gottesdienst vieler Generationen, füllte das Kirchenschiff mit jubilierenden Trillern, und ergreifenden Bässen.
Anfang der 90er Jahre verstummte die Orgel, der Gottesdienst wurde immer öfter im Pfarrhaus abgehalten – die Kirchengemeindemitglieder wohnten inzwischen fast vollzählig in Deutschland.

Diese Jahre in denen die Orgel nicht gespielt wurde, dazu der Baustellenbetrieb der zwischenzeitlich begonnenen Kirchensanierung, setzten der komplizierten Technik zu. Nagetiere, nicht gestört durch regelmäßiges Spielen, fraßen sich durch Teile der Lederauskleidung und der Windlagen – durch Falschluft und Undichtigkeiten wurde die Orgel binnen 20 Jahren unbespielbar.

Nach etwa 15 Jahren Konsolidierungs- und Renovierungsarbeiten, konnte anlässlich des Besuches von 160 Meschnern aus Deutschland in Ihrer alten Heimat, zu Pfingsten 2011 wieder ein Gottesdienst in der Meschner Kirche gefeiert werden. Es war für die Teilnehmer ein ergreifender Moment. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst durch eine von der Mediascher Kantorin mitgebrachten elektronischen Orgel. In diesem Augenblick verfestigte sich der Wunsch, die bereits seit einigen Jahren beschlossene Orgelreparatur in Angriff zu nehmen. Durch Abschluss der Bauarbeiten im Inneren der Kirche, sind die Bedingungen für eine Instandsetzung der Orgel zwischenzeitlich gegeben. Eine eiserne Türe verwehrt Unbefugten den freien Zugang zur Orgelempore, die Kirche und der innere Burghof kann wieder abgeschlossen werden, so dass auch ein Mindestschutz vor Vandalismus gewährleistet ist.

Dem bereits 2008 in der Mitgliederversammlung der Siebenbürger Nachbarschaft Meschen eV. (SNMeV.) gefassten Beschluß, sich an den Kosten einer Orgelsanierung maßgeblich zu beteiligen, lag eine Kostenschätzung seitens der Firma „Orgelbau Hermann Binder“ vor, welche sich auf ca. 5.000 bis 6.000 Euro bezifferte. Eine vor wenigen Wochen stattgefunden detallierte Sachverständigenprüfung führte jedoch zu einem verbindlichen Angebot von 18.000 Euro für die Wiederherstellung der Bespielbarkeit und Stimmung der Orgel. Da die neuen Zahlen die Grundlage des Beschlusses von 2008 geändert haben, wurde das Thema erneut auf die Tagesordnung der Mitgliederversammlung der SNM eV. vom 05.05.2012 gesetzt. Nach einer langen, auch kontroversen, Diskussion wurde beschlossen, sich an der Reparatur der Orgel maßgeblich zu beteiligen. Da nicht mehr Geld ausgegeben werden kann als vorhanden ist, laufenden regelmäßigen Verpflichtungen des Vereines weiter nachgekommen werden muß und eine strenge Ausgabendisziplin seit jeher Leitlinie des Vereines ist, wurde die von der SNM eV. zu leistende Auftragssumme auf 7000 Euro begrenzt. Mit dieser Summe können die Arbeiten, welche etwa 4-6 Monate dauern sollen, begonnen werden.

Auf die Frage für wen die Orgel wieder spielen soll, ob sich ein so hoher finanzieller Einsatz lohnt, kann man nicht mit einer kaufmännischen Kosten-Nutzen Rechnung antworten..
In Meschen wird regelmäßig Gottesdienst gefeiert, der Pfarrer kommt aus Mediasch in Begleitung einer Organistin, welche die Lieder dann an der schönen Hesse-Orgel begleiten wird, wie seinerzeit von Pfarrer Josephi und Organist Johann Albrecht angedacht war. Viele von uns werden noch Gelegenheit haben, in der Meschner Kirche sich an dem Wohlklang der ehrwürdigen Orgel zu erfreuen.

Wir möchten diesen Anteil aber mit Hilfe von Spendengeldern weiter erhöhen und hoffen hierbei auf die Hilfe der in Deutschland lebenden ehemaligen Mitglieder der Meschner Kirchengemeinde! Auch sind uns alle Sponsoren willkommen die hier einen Beitrag zum erhalt eines kulturellen Guts beitragen möchten.

Die aufwendige und sehr teure Sanierung der Kirchenburg und der Kirche haben andere – die Weltbank, ein englischer Verein, der rumänische Staat bezahlt. Die kleine verbliebene Kirchengemeinde in Meschen hat mit Kost und Logis für die Bauarbeiter über viele Jahre hinweg Ihren Teil dazu beigetragen. Seitens der Landeskirche wurden Teile der neuen Kirchenbänke gezahlt sowie Reparatur und Aufstellung des alten Kirchengestühls. Die laufenden Unterhaltskosten werden auch von der Landeskirche bestritten, welche sich ebenfalls an der Orgelreparatur beteiligen wird.

Wir leben jetzt in Deutschland, meistens in guten, gesicherten Verhältnissen, wir nennen uns Meschner, fühlen uns als Meschner und sind stolz darauf Meschner zu sein.
Wir wollen ein Zeichen setzten und der alten Gemeinschaft, welche uns geprägt und behütet hat, etwas zurückgeben. Unsere Vorfahren schenkten uns vor 140 Jahren eine Orgel – wir müssen Sie pflegen, damit sich weiterhin Meschner und Freunde Meschens daran erfreuen können.

Um diese Aufgabe angemessen erfüllen zu können sind wir auf Eure Hilfe angewiesen.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Siebenbürger Nachbarschaft Meschen eV., Ilsfeld
Hugo Schneider